Ende des 18.Jahrhunderts von dem Engländer Thomas Bewick erfunden, entwickelte sich der Holzstich im 19.Jahrhundert zur bevorzugten Drucktechnik in illustrierten Büchern und Zeitschriften. Schon immer sind ja Bücher mit Illustrationen verschönt worden: Hartmann Schedel benützte für seine Weltchronik von 1493 den Holzschnitt, Matthäus Merian für seine Landesbeschreibungen den Kupferstich. Nur die Technik hat sich also weiterentiwckelt, nicht die Absicht, einen trockenen Text durch Illustartionen aufzulockern.
Neue Techniken bieten Vorteile. Der Vorteil des Holzstichs war ein zweifacher: er war billiger als der Kupferstich und dauerhafter als der Holzschnitt. Daß Holz billiger ist als Metall, leuchtet ein. Warum aber dauerhafter? Nun - man verwendete Stirnholz statt der längs geschnittenen Brettchen. Stirnholz, quer zum Stamm geschnitten erlaubt eine engere Linienführung; außerdem brechen die erhabenen Stege nicht so leicht aus wie beim Langholz. Bei den Kupferillustrationen mußte man die Stiche in einem eigenen Arbeitsgang in den fertigen Text (Hochdruck) einfügen weil sie im Tiefdruckverfahren hergestellt werden. Der Holzstich, ein Hochdruck wie der Holzschnitt, erlaubt dagegen den Druck in einem Arbeitsgang, zusammen mit den ebenfalls erhabenen druckenden Lettern des Textes.
Die Bearbeitung der Holzstöcke erfolgte genauso von Hand wie beim Holzschnitt, beim Stahl- oder Kupferstich, freilich mit anderen Instrumenten und anderer Methode. Erst der Raster- oder Offsetdruck, im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts erfunden, löste den Holzstich endgültig ab. Mit ihm verschwindet die letzte Originaldruckgraphik aus der Buch- und Zeitschriftenillustration für den täglichen Gebrauch; nur Liebhaberausgaben verwenden weiter die teuren, aufwendigen von Hand hergestellten Druckvorlagen.
Denken sie immer daran: Alte Originalstiche sind Ausdruck einer kultivierten Lebensart und eines guten Geschmacks. Sie eignen sich nicht nur als solide Anlage für Sammler sondern auch als Geschenk für viele Gelegenheiten!